Dass Pilze weitaus mehr können, als mit Zwiebeln und Butter gebraten lecker zu schmecken, lernten die JuNas im Zittauer Gebirge bei ihrem letzten Treffen. Nachdem das Thema Pilze angekündigt worden war, kamen nicht wenige JuNas mit Pilzmesser und Sammelkorb ausgestattet, voller Vorfreude, nun loszustürmen und alles Essbare einzusammeln, zum Treffpunkt. Dass unser Fokus beim Thema Pilze jedoch überhaupt nicht auf das Sammeln der Fruchtkörper ausgerichtet war, hätten wir vielleicht explizit im Vorfeld erwähnen sollen.

Die Enttäuschung einiger Kinder war nach einem spannenden Rennespiel jedoch zum Glück schnell verflogen. Nachdem im Begrüßungskreis jedes Kind einen ihm bekannten Pilz genannt hatte, hieß es für das Spiel für jeden, sich ein Pilzsammlerlager aufzuschlagen. Von diesen, mit den Rucksäcken markierten Lagern galt es nun, die in einiger Entfernung verkehrt herum aufgestellten Blumentöpfe, in denen sich jeweils ein Infoblatt zu einer Pilzart befand, einzusammeln, ohne von den Fängern erhascht zu werden. Nachdem alle erbeuteten Pilztöpfchen gezählt und die darin versteckten Pilzinfos gesichtet waren, kamen wir nicht umhin, das Spiel noch etliche Male zu widerholen, weil es den Kindern so viel Spaß gemacht hat. Bei der Auswertung der Pilzzettelchen in den Töpfen wurde schnell klar, dass die Welt der Pilze noch viel mehr bereithält, als die von den Kindern eingangs aufgezählten, ihnen bekannten Ständerpilze. Da gab es Baumpilze, Schleimpilze, keulenförmige Pilze die an Insekten wachsen oder solche Besonderheiten wie den Hausschwamm und den Tintenfischpilz. Die Kinder staunten, wie toll einige Pilze aussehen und dass es so viele verschiedene Erscheinungsformen gibt. Nun wussten auf einmal einige Kinder Geschichten zu erzählen, wo sie den ein oder anderen Pilz schon einmal gesehen hatten.

Nachdem wir mit den Kindern der Frage auf den Grund gegangen waren, wie sich die Pilze denn eigentlich vermehren, sind wir gemeinsam zu der Schlussfolgerung gelangt, dass es für den Wald und auch für uns Pilzsammler besser ist, ältere, nicht mehr so ansehnliche Pilze lieber stehen zu lassen oder generell nicht alle Pilze komplett weg zu sammeln. Denn ohne Fruchtköper können sich keine Sporen bilden, die dann wieder für Pilznachwuchs sorgen.

Anschließend trugen wir zusammen, welche Funktion denn Pilze im Ökosystem Wald haben. Nebst der Nahrungsquelle für Tiere und Menschen, können große Pilze auch einen Lebensraum für viele kleine Insekten und andere Bodentiere bieten. Nachdem die Kinder ein frisches und ein morsches Stück Holz in der Beschaffenheit und Festigkeit miteinander verglichen hatten, kamen wir auch schnell zu der überaus wichtigen Funktion der Pilze als Zersetzer organischen Materials.

Anhand eines herausgedrehten Pilzes zeigten wir den Kindern dann, was das Mycel ist und verglichen die Dicke der einzelnen Pilzhyphen, welche das Mycel bilden mit den Haaren der Kinder. In einem kleinen Video in unserem Waldkino konnten die Kinder die Bedeutung des Mycels für die unterirdische Kommunikation zwischen den Bäumen sowie als Stofflieferanten anschaulich verfolgen. Die im Video erklärte Symbiose zwischen den Bäumen und den Pilzen spielten wir anschließen in einem kleinen Spiel nach. In Zweierteams einigten sich die Kinder, wer die Baumwurzel und wer der Pilz ist. Während der Baum den Pilz mit Zucker (in Form von getrockneten Datteln) versorgte, gab der Pilz, welcher die Baumwurzel mit seinen Hyphen umschlang, seinem Partner Wasser zu trinken. So wurde den Kindern klar, dass die Pilze und ihr unterirdisches riesiges Hyphengeflecht enorm wichtig für das Leben im Wald sind. Wiederum beschlossen einige, in Zukunft, nicht mehr alle Pilze weg zu sammeln, und stets einige Exemplare für den Wald stehenzulassen.

In unserer Snackpause gab es unter anderem Blauschimmelkäse und Camembert zu verkosten und wir stellten fest, dass Pilze auch in unserer täglichen Ernährung, wie etwa auch die Hefepilze beim Brot backen, eine wichtige Rolle spielen.

Frisch gestärkt ging es nun auf die Suche nach Pilzen, und dieses Mal ohne Sammelkörbchen und Pilzmesser, sondern mit dem geschulten Blick eines Pilzforschers. Und siehe da, die Pilze waren überall: an Baumstümpfen, hoch oben an den Stämmen, an Totholz am Boden und sogar am heruntergefallenen Laube, überall befanden sich verschiedenfarbige Knubbel, Schimmelpilze und weiße, teils kunstvoll gewachsene Hyphen. Einige Exemplare wurden als Anschauungsobjekte zum Basislager gebracht und dann von allen gemeinsam begutachtet, untersucht, beschnuppert und vor allem bestaunt.

Auch wenn keiner unserer JuNas mit einem gefüllten Pilzkörbchen nach Hause kam, war es für alle eine spannende und sehr lehrreiche Veranstaltung.

Verantwortlich für den Beitrag und Ansprechpartner für die JuNas aus dem Zittauer Gebirge ist das Naturschutzzentrum Zittauer Gebirge.